Der Wunsch nach vollen Lippen und einer klar definierten Lippenkontur lässt sich durch eine Lippenunterspritzung mit Hyaluronsäure einfach umsetzen. Das Angebot ist groß, doch nicht jeder Behandler verfügt über das erforderliche Fachwissen, um eine fachgerechte Lippenunterspritzung durchführen zu können. Eine Unterspritzung bei unqualifizierten Behandlern kann weitreichende Folgen haben.
Frau Dr. med. Barbara Kernt ist Fachärztin für Plastische und Ästhetische Chirurgie und Leiterin der Praxisklinik Grünwald bei München. In unserem Interview spricht die langjährig erfahrene Ärztin darüber, welche Risiken eine falsche Behandlung der Lippen mit sich bringt.
Die falsche Behandlung einer Lippe hat extreme Folgen. Es kann zu Granulombildungen, Asymmetrien, einer Überbehandlung oder auch kleinen Knötchen am Lippenende kommen. Im schlimmsten Fall ist es sogar möglich, dass sogenannte Nekrosen entstehen. Darunter versteht man einen Untergang des Gewebes.
Bei einer Lippenunterspritzung mit Hyaluronsäure ist es mittels Hylase möglich, das Hyaluron wieder aufzulösen. Man kann also entstandene Knötchen auflösen und die Lippe wieder verkleinern. Sollte jedoch aus einem Knoten ein Granulom entstanden sein, bei dem die Makrophagen und Granulozyten das Fremdmaterial als fremd erkannt haben und somit “einmauern”, dann muss neben dem Einsatz von Hylase auch noch mit Cortison gearbeitet werden. Wird hiermit jedoch kein Erfolg erzielt, so muss die Lippe operativ behandelt werden.
Ich warne wirklich jeden davor, zu früh und zu viel Filler in die Lippen injizieren zu lassen. Wenn man sich zu früh eine große Menge Hyaluronsäure in die Lippe unterspritzen lässt, kann es im Alter von 60 oder 70 zu einem unschönen Gesamtbild kommen.
Kosmetiker dürfen weder Hyaluronsäure noch Hylase unterspritzen. Im Gegensatz dazu dürfen Heilpraktiker zwar Hyaluron zur Lippenunterspritzung anwenden, sie dürfen allerdings auf keinen Fall Hylase anwenden, da es sich dabei um ein medizinisches Produkt handelt. Das bedeutet, dass ein Heilpraktiker eventuelle Komplikationen der Unterspritzung nicht direkt behandeln kann. Hylase darf ausschließlich von Ärzten mit einer Approbation angewendet werden.
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